Die Bilder von vermüllten Stränden sind allgegenwärtig. Aber nicht nur grosse Plastikteile gelangen in die Umgebung, auch kleine, sogenannter Mikroplastik.
Unter Mikroplastik verstehen wir nach allgemein anerkannter Definition Plastikpartikel die kleiner sind als 5mm Durchmesser. Die Partikel wurden in Gewässern und auch an Land nachgewiesen.
Wie gefährlich ist Mikroplastik?
Die konkreten toxikologischen Effekte die mit Kunststoffen in der Umwelt zusammenhängen sind nur wenig bekannt1. Kunststoffe selber sind keine Giftstoffe2, werden doch damit beispielsweise Lebensmittel verpackt und Implantate hergestellt. Eine internationale Meta Studie hat ergeben, dass diese kleinen Partikel nicht sehr gefährlich sind für Wasserorganismen. Zudem kann es zu Verwechslungen kommen mit löslichen Polymeren aus Duschgels und Shampoos. Solche löslichen Polymere sind Mikroschadstoffe wie Arzneimittel und Pestizide2.
Trotzdem sind diese Partikel in der Umwelt unerwünscht.
Woher stammt der Mikroplastik?
Es gibt zwei Arten von Mikroplastik: Partikel die absichtlich einem Produkt beigegeben werden, beispielsweise einer Zahnpasta oder einer Peeling-Crème, und solche die durch Abrieb oder Degradation von grösseren Kunststoffstücken entstehen.
Die beiden Hauptquellen von Mikroplastik sind Strassenverkehr und Textilwäsche:
Einen grossen Anteil nimm auch der sogenannte City Dust ein. Dieser umfasst: Abrieb von Gegenständen wie Schuhsohlen, Einrichtungen in Wohnungen und Geschäften wie zB. Teppiche, Abrieb von künstlichem Rasen, Verwitterung von Gebäudeanstrichen etc.
Mikroplastik stammt also kaum aus den Kunststoffverpackungen die wir täglich verwenden, sondern hauptsächlich aus dem Autofahren und waschen von Kleidern!
Baumwollkleider als Alternative?
Man könnte versucht sein zu fordern, dass synthetische Kleiderfasern verboten werden. Mit Baumwolle steht auch ein Ersatzmaterial bereit. Allerdings muss bedenkt werden, dass Baumwolle viel Wasser braucht und anfällig auf Schädlinge ist. Das erfordert Wasser und Pestizide. Allein ein T-Shirt aus Baumwolle von 250 g braucht durchschnittlich 2495 Liter Wasser!4 Der ökologische Nutzen auf synthetische Fasern zu verzichten ist bei weitem nicht gegeben. Viel besser ist es, dafür zu sorgen, dass keine Fasern ins Abwasser kommen. Am besten mit einem entsprechenden Filter an der Waschmaschine, oder mit einem Filtersack wie dem Guppyfriend5. Dieses Produkt kann heute schon beschafft werden und dieser Mikroplastik-Quelle kann sofort beigekommen werden.
Abriebfestigkeit von Autoreifen kennzeichnen!
Bei der zweithäufigsten Quelle, dem Reifenabrieb, helfen Reifen welche länger halten und nicht bloss 20,000 Kilometer. Zusammen mit modernen Strassenbelägen kann hier eine deutliche Reduktion des Abriebes erzielt werden, mit direkter Wirkung auf die Menge Mikroplastik. Leider erfasst die EU in der Kennzeichnung der Reifen nach der Kennzeichnungsverordnung (Verordnung/EG/1222/2009) nur die Eigenschaften Rollwiderstand, Nasshaftung und Rollgeräusch. Hier wäre sicher auch die Abriebfestigkeit beziehungsweise die Laufleistung ein Kriterium das zu bewerten wäre.
Und was ist mit Kosmetik?
Oft herrscht die Meinung vor, das Mikroplastik aus Beigaben zu Kosmetika und Körperpflegeprodukten stammen. Diese Quelle macht aber nur 1,7% aus. Einige Länder sind dazu übergegangen, diese Produkte zu verbieten, wie beispielsweise England. In anderen Ländern wie Italien oder Neuseeland sind solche Verbote geplant. Zwischenzeitlich stehen der Kosmetikindustrie auch umweltfreundlichere Alternativen zur Verfügung6.
Muss die Kunststoffindustrie denn nichts unternehmen?
Doch. Das Rohmaterial kommt in Form von Granulaten, sogenannten Pellets die auch als Mikroplastik gelten. Bei unsachgemässer Handhabung (beim Befüllen der Maschinen) können Pellets auf den Boden und über die Abflüsse in die Umwelt gelangen. Von Plastics Europe Deutschland und dem Verband Chemische Industrie in Deutschland wurde die Initiative Zero Pellet Loss ins Leben gerufen. Wer sich dieser Initiative anschliesst, trifft Massnahmen, dass kein Granulat mehr verloren geht. Die Pellets in den Gewässern haben allein schon durch den technischen Fortschritt und aus ökonomischen Gründen abgenommen. Verschiedene Studien belegen dies7.
Es gibt zur Reduktion von Mikroplastik heute schon technische Möglichkeiten. Gefordert sind die Hersteller von Reifen und die Hersteller von Waschmaschinen und –anlagen.
1 Kunststoffe in der Umwelt. Mikro- und Makroplastik, Fraunhofer Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht, Oberhausen, Juni 2018
2 Plastik ist ein Medienhype, Prof. Dr. Bernhard Wehrli (ETHZ), in Luzerner Zeitung, 03.07.2018
3 Boucher/Friot, Primary Microplastics in the Oceans: a Global Evaluation of Sources, International Union for Conservation of Nature IUCN, Gland, 2017
4 Water Footprint Network, Enschede, 2018 (Website)
5 www.guppyfriend.com
6 Scientists have invented environmentally friendly microbeads, BBC, London, 2017
7 Ryan et al., Monitoring the abundance of plasticdebris in the marine environment, 2009